Wer war Matthias?

Nach der Himmelfahrt Christi, so die Erzählung der Apostelgeschichte, wählten die Apostel für Judas Iskariot einen Ersatzapostel in ihren Zwölferkreis. Die Wahl wurde durch das Los entschieden, das auf Matthias fiel und der damit zu den führenden Persönlichkeiten der frühen christlichen Gemeinde gehörte. Und doch wissen wir nicht viel über unseren Namenspatron. Was wir aber aus der Apostelgeschichte wissen, ist, was die Voraussetzungen waren, die die Kandidaten erfüllen sollten, um für die Wahl zum 12. Apostel in Frage zu kommen. Voraussetzung war, dass der Kandidat die ganze Zeit mit den übrigen Aposteln und Jesus zusammen gewesen sein sollte, von der Taufe durch Johannes bis zur Aufnahme Jesu in den Himmel. Matthias erfüllte diese Voraussetzung. Er war mit Jesus auf dem Weg gewesen, gängiges Fortbewegungsmittel waren die Füße. Er folgte seiner Überzeugung und seinem Glauben und verließ seine Heimat. Der Weg führte ihn dabei sicher auch in Gebiete, die ihm bis dato fremd und nur aus Erzählungen bekannt waren.
Das Wort Pilger leitet sich vom lateinischen Ausdruck "peregrinus" ab, was soviel bedeutet wie "in der Fremde". Schaut man in ein Lexikon, wird als Pilger derjenige beschrieben, der sich aus religiösem Antrieb in die Fremde begibt.
Nach dieser Definition war Matthias wohl ein Pilger, wie wir.
Nach der Erzählung soll Matthias um das Jahr 63 von Heiden gesteinigt und dann mit einem Beil erschlagen worden sein. Bischof Agritius brachte zu Beginn des vierten Jahrhunderts die Reliquien des Apostels als ein Geschenk von Kaiserin Helena nach Trier.
Was bedeutet Pilgern für uns?
Was macht das Pilgern aus? Warum machen sich alljährlich junge und jung gebliebene Frauen und Männer erstmalig mit uns auf den Weg? Warum bleibt es bei so vielen nicht bei einer Wallfahrt?
Die Etappen
Schon immer ging der Hinweg von Rheindahlen nach Trier über vier Tage. Seit dem Jahr 2000 dauert der Rückweg viereinhalb Tage. Die vier Teilstrecken des Hinweges sind zwischen knapp 52 und 44 Kilometer lang. Auf dem Rückweg sind die beiden ersten Teilstrecken kürzer, während ab Neidenbach dieselbe Route wie auf dem Hinweg genommen wird. Insgesamt geht es ziemlich genau 200 Kilometer pro Strecke über Stock und Stein, durch Wiesen, Wälder und Auen und über Asphalt.

1. Tag: Rheindahlen - Stockheim
Mit dem Aussendungsgottesdienst um 3.00 Uhr beginnt unsere Wallfahrt. Nach einer kurzen Verabschiedung an unserem Matthiaskapellchen machen wir uns dann endgültig auf den Weg. Die erste Etappe weist eine Strecke von rund 52 Kilometern auf; gut zwölfeinhalb Stunden sind wir ohne Pausen unterwegs. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 4 km/h, Pausen eingerechnet – ist also normales Wandertempo. Diese Etappe ist flach und damit ein sehr guter Einstieg in die drei folgenden, schweren Abschnitte. Stockheim, ein Ortsteil der Gemeinde Kreuzau (bei Düren), liegt am Rande der so genannten „Rureifel“ auf 141 Meter über NN. Die Etappe weist nur insgesamt 141 Höhenmeter Aufstieg und 35 Höhenmeter Abstieg auf.
2. Tag: Stockheim - Schmidtheim
Dieser Streckenabschnitt ist mit etwas über 49 Kilometer zwar ungefähr zweieinhalb Kilometer kürzer, dauert mit knapp 13 Stunden aber etwas länger als die erste Etappe. Auf diesem Abschnitt der Pilgerwallfahrt sind 586 Höhenmeter Aufstieg und 217 Höhenmeter Abstieg zu bewältigen. Schmidtheim ist ein hochgelegenes Dorf in der Nordeifel, im Übergangsbereich zur Südeifel. Es ist der zweitgrößte Ort der Gemeinde Dahlem, der (bis vor kurzem) kleinsten und südlichsten Gemeinde des Kreises Euskirchen, die direkt an Rheinland-Pfalz angrenzt.
3. Tag: Schmidtheim – Neidenbach
Auch das Streckenprofil dieser Etappe hat es in sich: Dieser Abschnitt verläuft zum allergrößten Teil in der Südeifel, die ein paar Kilometer hinter Schmidtheim, ab der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, beginnt. Die 44 Kilometer Gesamtlänge, mit 437 Meter Aufstieg und 514 Meter Abstieg, verlangen Kraft und Ausdauer. Dennoch schaffen wir den Abschnitt in weniger als elfeinhalb Stunden.
4. Tag: Neidenbach – Trier
Der letzte Abschnitt der Wallfahrt ist mit 58,4 Kilometern der längste. Aber es ist nicht ganz so schlimm wie es scheint: Auf dem Hinweg wird von Hüttingen nach Kordel ca. 22 Kilometer die Bahn genommen. Hintergrund ist, dass uns der ursprüngliche Pilgerweg über die sogenannte "Bitburger Chaussee" führte. Dieser Streckenabschnitt am Rande einer viel befahrenen Landstraße, stellte mehr und mehr eine Gefahr für die Pilger dar, sodass man entschied, eine veränderte Route zu nehmen, die dann aber die Inanspruchnahme der Bahn erforderte. Gegen 17 Uhr erreichen wir dann erschöpft und überwältigt von den Erlebnissen der vergangenen Tage unser Ziel, die Abtei St. Matthias in Trier.
- Pfarrkirche St. Helena Rheindahlen Sankt-Helena-Platz, Rheindahlen, Mönchengladbach, Mönchengladbach, Deutschland
- Stockheim Stockheim, Kreuzau, Deutschland
- Schmidtheim Schmidtheim, Dahlem, Deutschland
- Neidenbach Neidenbach, Deutschland
- Beneditkinerabtei St. Matthias Matthiasstraße 85, Trier, Deutschland